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Joseph d´Arbaud: Das Tier vom Vaccarès

LogoRomandArbaud

 

Deutsche Erstübersetzung aus dem Französischen von Heinz Zehnder

Mit einem Nachwort des Übersetzers

Herausgegeben in der Reihe Zwielicht von Monika Oertner und Judith Supper

Umschlaggestaltung Jörn Bach
Waldgut Verlag Frauenfeld 2008

Papierband geb. mit schwarzer Fadenheftung, Lesebändchen und Schutzumschlag, 112 Seiten

ISBN 978-3-03740-380-8, antiquarisch erhältlich

 

«Das Gift, das sich in meine Adern schlich, ich weiß, ich werde es in mir tragen bis zu meinem Tod. Ein Schrecknis, eine Freundschaft, ein Mysterium; und dazu die Last des Gewissens, ja, des Gewissens.»

1417. Die mittelalterliche Camargue, ein wilder, von Seen durchsetzter Landstrich von erschreckender Schönheit. Der Viehhirte Jacques Roubaud, der dort ein karges, einsames Dasein führt, entdeckt auf einem seiner Ausritte unbekannte Hufspuren. Seine Neugier ist entfacht, und als er das «Tier» schließlich eingekreist hat, kommt es zu einer Furcht erregenden, verstörenden Begegnung, die Jacques Roubaud für sein Leben zeichnet. Eine seltsame Verbundenheit entwickelt sich zwischen den beiden, voller Barmherzigkeit und Entsetzen, Wissensdrang und Gottesfurcht.
Das mittelalterliche Christentum und der heidnisch-ländliche Mythos der Antike ringen miteinander inmitten einer ungezähmten Natur um Macht und Einfluss auf die Herzen der Menschen. Ein Märchen im Schnittpunkt zur Moderne, das in lyrischer Prosa vom Ende der Mythen erzählt.
La Bèstio dóu Vacarés gilt als die Meistererzählung des provenzalischen Dichters Joseph d’Arbaud (1874-1950), verfasst in seiner Muttersprache Provençal und für die zweisprachige Pariser Erstausgabe 1926 von ihm selbst ins Französische übertragen (La bête du Vaccarès).
In Frankreich wird die Bedeutung Joseph d’Arbauds in den letzten Jahren verstärkt wahrgenommen. Zuletzt erschien 2007 eine zweisprachige Taschenbuchausgabe von La bête du Vaccarès bei Grasset & Fasquelle, Paris.

Vollständige Neuübersetzung.
Die Originalausgabe erschien 1926 unter dem Titel La bête du Vaccarès bei J.-J. Pauvert Paris.

Pressestimmen

«Das Tier vom Vaccarès ist eine Erzählung darüber, dass es doch noch mehr gibt auf dieser Welt als das Gute und Böse im christlichen Sinn, nämlich die ganze untergegangene heidnische Welt, die eine so scharfe Dichotomie nicht kannte. (...) So ist diese Erzählung eine melancholische, man möchte schon fast sagen depressive, Parabel über die Vergänglichkeit aller Dinge und aller Schönheit, der sich selbst ein Halbgott nicht widersetzen kann. Da der Autor den Text vermutlich gerade zur der Zeit abgefasst hat, als an einer Lungenerkrankung litt und in einem Sanatorium untergebracht war, hat er damals wohl auch für sich selbst keine große Perspektive mehr gesehen. Die Übersetzung von Heinz Zehnder ist, das sollte noch erwähnt werden, hervorragend gelungen; insbesondere dadurch, dass er viele Begriffe aus dem Hirtenleben in der Camargue nicht übersetzt, sondern nur erläutert, bildet er die Atmosphäre des Originals hervorragend nach.» Franz Schröpf, Fantasia. Magazin für Phantastik

«Das Tier vom Vaccarès ist eine täuschend kunstlos geschriebene und gerade deswegen eindrückliche Erzählung von den Gewissensqualen eines Mannes, der dem Wunderbaren begegnet, das seinen christlichen Glauben erschüttert und sein Seelenheil gefährdet; und der sich auch niemandem anvertrauen kann, will er nicht sich selbst und das ‹Tier› auch körperlich gefährden. In dem einfachen, kaum gebildeten Erzähler siegt das Erbarmen über die christliche Indoktrination. (...) Es ist erfreulich, dass diese Geschichte, die der gegenwärtigen Phantastik-Produktion so radikal entgegenläuft, wieder vorliegt.» Franz Rottensteiner, Quarber Merkur

«Zum einen geht es in diesem Buch um das Hereinbrechen des Übernatürlichen in das alltägliche Leben, zum anderen um den Konflikt zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, was das Werk im Grunde genommen sehr aktuell erscheinen lässt. Denn der Viehhirte Roubaud ist durch die Existenz des außergewöhnlichen Lebewesens wie vor den Kopf gestoßen, widerspricht es doch völlig der christlichen Lehre. So hat er Angst, sein Seelenheil zu verlieren bzw. auch Angst davor, vor der Inquisition in Ungnade zu fallen. Zugleich aber setzt er sich keine Schranken, sondern versucht, diese durch einen gewissen Entdeckergeist zu durchbrechen, was Roubaud zu einem Prototypen des modernen Menschen werden lässt. All das erzählt d´Arbaud mit einer großartigen Dichte, weswegen es nicht gelingt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Zusammen mit einer wunderbaren Sprache wird Das Tier vom Vaccarés zu einem wahren Genuss.» Max Pechmann, fictionfantasy.de

«Von Entsetzen und Angst über Faszination und Neugier bis hin zu Mitleid und Zuneigung reichen die Seelenzustände des Erzählers im Hinblick auf diese seltsame und für ihn nicht zu begreifende Kreatur. (...) Die innerliche Zerissenheit des Gardian, der nicht weiß, wie er sich gegenüber einer Kreatur, die es gar nicht geben darf, zu verhalten hat, hat der Autor hervorragend dargestellt, indem er die (...) Art der Erzählung als Tagebuch aus Sicht des Protagonisten gewählt hat. (...)
Bereits das erste Buch der Zwielicht-Reihe macht Appetit auf mehr. Zeitgenössische und historische Entdeckungen und Wiederentdeckungen will der Verlag bieten, unorthodoxe Bücher mit Anspruch, die spannend und gleichzeitig geistig anregend und tiefgründig sind. Das ist ihm hier vollauf gelungen. 16 Euro für ein Buch von etwa 100 Seiten Umfang sind zwar ein stolzer Preis, doch dürfte nicht nur die edle Ausstattung, sondern auch die Auswahl der ungewöhnlichen Titel dafür sorgen, dass die Reihe nicht nur in Sammlerkreisen von sich reden machen wird.»
Peter Kümmel, Phantastik-Couch.de

«Das Tier vom Vaccares ist eine sprachlich anspruchsvoll erzählte Geschichte, die dank der intensiven Beschreibungen und dem ungewöhnlich langsamen, aber nicht langweiligen Aufbau überzeugen kann. (...) Der Text selbst erinnert eher an eine schwermütige Fabel als eine geradlinige Unterhaltungsgeschichte. Die größte Überraschung liegt in der Tatsache verborgen, dass das Tier weit mehr als nur eine Bestie ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten verbirgt der Autor diese Tatsache nicht lange vor dem Leser, er soll sich auf Augenhöhe mit dem Wesen auseinandersetzen und dank der intensiven Beziehung mit dem Tagebuchschreiber – dessen Aufzeichnungen viele Jahrhunderte quasi verschwunden gewesen sind – aus erster Hand diesen Schatten der Vergangenheit kennenlernen. (...) D´Arbaud verzichtet in seiner sehr naturalistischen Geschichte auf jegliches Beiwerk und vor allem jeglichen Kitsch. (...) Ist der Leser erst einmal im gut gesponnenen Netz der Geschichte gefangen, fühlt er sich in ein Mittelalter versetzt, das es in dieser märchenhaften Form niemals gegeben haben wird. Mit dem Tod des Tiers wacht er wieder in einer eintönigeren Gegenwart auf, wird aber weiterhin den Eindruck haben, etwas Wunderschönes zumindest für einen einzigen Augenblick gesehen zu haben.»
Thomas Harbach, SF-Radio.net

«Zum beklemmenden Geschehen passt die großartige Darstellung der Landschaft, diesem weiten Raum mit den unendlichen Wasserflächen und dem großen Himmel, dem Wind und der ausdörrenden Sonne und den Manades. Erschienen 1926. Warm empfohlen.» Rendel Morsbach, ekz-Informationsdienst

Der Autor Joseph d´Arbaud

*1874 in Meyrargues in den Bouches du Rhône als Kind einer Landadelsfamilie, in der die Schöne Literatur und die Renaissance der provenzalischen Sprache gepflegt wurden. D’Arbauds Mutter Marie-Louise schrieb selbst Gedichte auf Provençal (Li Amouro de ribas/Les Mûres des talus, 1863) und unterstützte den Kreis rund um den Dichter, Linguisten und späteren Nobelpreisträger Frédéric Mistral (1830-1914). Joseph d’Arbaud besuchte als Knabe die Jesuitenschule in Avignon. 1896 bis 1898 studierte er Jura in Aix-en-Provence. Nach einigen Bohemejahren im Schriftstellermilieu von Aix versuchte er sich in der Camargue als Rinderhirte.
1918 wurde Joseph d’Arbaud Vorsitzender der 1854 von Frédéric Mistral, Joseph Roumanille und anderen gegründeten provenzalischen Schriftstellervereinigung Félibrige, die sich für die geistige und kulturelle Unabhängigkeit der Provence und für die Neubelebung des Provençals als Literatursprache einsetzte. Einige Jahre war er außerdem als Herausgeber der literarischen Zeitschrift Le Feu tätig. Joseph d’Arbaud starb 1950 in Aix.

Der Übersetzer Heinz Zehnder

Der Arzt und Übersetzer Heinz Zehnder stammt aus der deutschen Schweiz und lebt zur Zeit in Bern. Einen Teil seines Medizinstudiums hat er in Montpellier und Paris absolviert. Von Anfang an interessierte er sich für französiche klassische und moderne Literatur. Auf zahlreichen Reisen lernte er das Land Frankreich kennen und lieben. In späteren Jahren erwarb er ein Haus im Languedoc, in dem er mit seiner Familie einen Teil des Jahres verbringt. Dort begann er, südfranzösische Autoren zu lesen und zu übersetzen. Die Vielfalt und die hohe Qualität der Texte haben in ihm das Bedürfnis geweckt, eine Auswahl von Erzählungen dem deutschsprachigen Lesepublikum zu vermitteln.

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